Die Kirchengruppe sitzt auf einer kleinen Erhebung in der Ortsmitte Hessenthals. © Burglandschaft
Das Wappen des Mainzer Erzbischofs Dietrich Schenk von Erbach (reg. 1434-1459) im Scheitel des Torbogens. © Burglandschaft
Die Südseite der Chorkirche. © Gemeinde Mespelbrunn
Im Epitaph Peters III. Echter und seiner Frau Gertraud von Adelsheim sind ihre Kinder dargestellt. © Burglandschaft
Unter diesen ist - im Bischofsornat - auch Julius Echter, als Würzburger Fürstbischof bedeutendster Vertreter der Familie. © Burglandschaft
In dieser Darstellung aus der Vogelperspektive wird die Struktur des Ensembles klar. © Burglandschaft
Die Beweinungsgruppe aus der Riemenschneider-Werkstatt von 1485. © Burglandschaft
Die Kreuzigungsgruppe aus Tuffstein bildet das Zentrum der modernen Wallfahrtskirche. © Burglandschaft
Sie wurde 1519 von Hans Backoffen gefertigt und befand sich bis 1954 im Außenbereich der Kirchengruppe. © Burglandschaft
Die beiden Kirchen wirken wie Geschwister. © Burglandschaft
Die Kirchengruppe sitzt auf einer kleinen Erhebung in der Ortsmitte Hessenthals. © Burglandschaft
Das Wappen des Mainzer Erzbischofs Dietrich Schenk von Erbach (reg. 1434-1459) im Scheitel des Torbogens. © Burglandschaft
Die Südseite der Chorkirche. © Gemeinde Mespelbrunn
Im Epitaph Peters III. Echter und seiner Frau Gertraud von Adelsheim sind ihre Kinder dargestellt. © Burglandschaft
Unter diesen ist - im Bischofsornat - auch Julius Echter, als Würzburger Fürstbischof bedeutendster Vertreter der Familie. © Burglandschaft
In dieser Darstellung aus der Vogelperspektive wird die Struktur des Ensembles klar. © Burglandschaft
Die Beweinungsgruppe aus der Riemenschneider-Werkstatt von 1485. © Burglandschaft
Die Kreuzigungsgruppe aus Tuffstein bildet das Zentrum der modernen Wallfahrtskirche. © Burglandschaft
Sie wurde 1519 von Hans Backoffen gefertigt und befand sich bis 1954 im Außenbereich der Kirchengruppe. © Burglandschaft
Die beiden Kirchen wirken wie Geschwister. © Burglandschaft

Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt

2 Min. Fußweg
1 Min. zur Haltestelle

Das Ensemble aus insgesamt drei Kirchen im Zentrum Hessenthals bietet mit seinen bedeutenden Kunstwerken eine einmalige Sammlung spätgotischer Kunst im Spessart. Bis um 1600 ließen sich hier die Mitglieder der Familie Echter von Mespelbrunn bestatten. Die gotische Wallfahrtskirche, von der leider nur noch der Chor erhalten ist, und die Gnadenkapelle daneben waren bis in die 1950er Jahre von einem wehrhaften Mauerring mit Schießscharten umgeben.

Zum Schloss Mespelbrunn auf fabuly

Zum Julius-Echter-Weg auf fabuly

Die Legende

Die Anfänge der Hessenthaler Wallfahrt sind nur als Legende überliefert: Ein Ritter soll am Platz der Herrnbildkapelle, knapp einen Kilometer nordwestlich der Wallfahrtskirche, ein Marienbild gefunden haben. Wann, ist nicht überliefert. In Diskussion mit einem Köhler um die Existenz von Wundern habe der zweifelnde Ritter mit seinem Schwert in einen Haselstrauch am Wegesrand gestochen und "zufällig" das Marienbild getroffen, welches sogar blutete. Er stiftete daraufhin am Fundort eine Kapelle für das wundertätige Bild, als deren Nachfolgebau die heutige, 1670 errichtete Herrnbildkapelle gilt. Diese wurde schnell zu klein, sodass selbiger Ritter eine größere Kapelle in Hessenthal stiftete. Das dorthin transferierte Gnadenbild sei jedoch auf wundersame Weise immer wieder an seinen Fundort, die Herrnbildkapelle, zurückgekehrt. Beide "Motive" der Legende, das verwundete Gnadenbild wie auch das verschleppte/zurückkehrende Gnadenbild, sind in vielen Wallfahrtsorten anzutreffen. Dass die Herrnbildkapelle einen Vorgängerbau besaß, ist also ebenso zweifelhaft wie dessen ritterlicher Stifter.

Baugeschichte

Die erste schriftliche Erwähnung der Hessenthaler Wallfahrt - in einer Ablassurkunde - datiert auf das Jahr 1293. Da sie eine Bestätigung bereits vorhandener Rechte zum Ablassverkauf darstellt, muss die Wallfahrt - und somit auch eine zugehörige Kirche/Kapelle - damals bereits mehrere Jahre bis Jahrzehnte bestanden haben. Die erhaltenen Gebäude der Kirchenburg sind allerdings erheblich jünger. Wesentlich für die Entwicklung der Hessenthaler Kirche war die adelige Familie Echter von Mespelbrunn, die sich die Wallfahrtskirche als Grablege wählte. So entstanden in der Mitte des 15. Jahrhunderts unter Förderung der Echter in kurzem zeitlichen Abstand die gotische Wallfahrtskirche (1439) und die Gnadenkapelle (1452). Dazu kam 1618 die offene Hochkreuzkapelle in der nordwestlichen Ecke des Areals. Diese wie auch Teile des Langhauses der Wallfahrtskirche und das Kaplaneihaus im Norden sind 1954 dem modernen Kirchenbau zum Opfer gefallen, der seitdem die beiden spätmittelalterlichen Gotteshäuser miteinander verbindet.

Chorkirche und Gnadenkapelle

Die hallenartige Chorkirche wurde 1439 erbaut und ermöglichte große Wallfahrtsgottesdienste. Sie muss einen Vorgängerbau besessen haben, der mindestens in die Zeit der ersten urkundlichen Erwähnung der Wallfahrt 1293 zurückreichen dürfte, wahrscheinlich sogar noch deutlich weiter. 1452 wurde im Norden neben der Wallfahrtskirche mit nur 3 Metern Abstand zu dieser die Gnadenkapelle als Nachfolgerin einer abgegangenen Kapelle errichtet. Umbauten und Erweiterungen gab es danach in regelmäßigen Abständen bis 1954. Das gotische Langhaus ist um 1600 durch einen Neubau ersetzt worden, der Chor blieb jedoch erhalten. Er beherbergt die Grabdenkmäler der Echter von Mespelbrunn und diente der aufstrebenden Adelsfamilie bis um 1600 als Begräbnisstätte. Heute bildet er eine Seitenkapelle der modernen Wallfahrtskirche.

Eine Wehrkirche

Die heute nur noch in wenigen Resten erhaltene Wehrmauer bildete ursprünglich einen geschlossenen Ring um die Kirchengruppe. Die Wehrkirche konnte nur durch ein Tor im Norden betreten werden. An dessen Stelle wurde im 17. Jahrhundert ein Torhaus mit denselben Dimensionen wie die Gnadenkapelle errichtet. Da beide Gebäude miteinander verbunden sind, wirkt die Kapelle seitdem doppelt so groß als sie eigentlich ist. Das Obergeschoss des Torhauses dient als Empore der Kapelle, doch das Untergeschoss mit der spitzbogigen Tordurchfahrt ist nicht in ihren Kirchenraum integriert. Im Westen direkt anschließend war ein Kaplaneihaus von außen an die Wehrmauer gebaut. Auch dieses ist dem Neubau von 1954 zum Opfer gefallen.

Spätgotik vom Feinsten

Von besonderer künstlerischer Bedeutung ist die Ausstattung der Wallfahrtskirche. Zum einen befinden sich im Chor der gotischen Kirche die Grabdenkmäler der Echter von Mespelbrunn aus dem 15. und 16. Jahrhundert, allen voran das gewaltige Echterepitaph von 1583. Zum anderen sind einige hochwertige Kunstwerke aus den abgebrochenen Vorgängerbauten in die moderne Wallfahrtskirche integriert worden. Vom sogenannten "Riemenschneideraltar" an der westlichen Wand stammt nur die Beweinungsgruppe aus der Werkstatt des berühmten Würzburger Bildhauers Tilman Riemenschneider. Sie datiert um 1485, ist aber erst seit 1728 in Hessenthal belegt. Woher sie erworben wurde, ist nicht bekannt. Die hinter der Altarmensa platzierte Kreuzigungsgruppe befand sich ursprünglich im Außenbereich der Wehrkirche, seit 1618 bildete sie das Zentrum der offenen Hochkreuzkapelle, die mit ihrer Freikanzel für "Outdoor-Gottesdienste" ausgelegt war. Das monumentale Werk mit überlebensgroßen Figuren besteht aus Tuffstein und wurde 1519 von dem berühmten Bildhauer Hans Backoffen geschaffen.

Literatur und Links

Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (Hg.): Die Kunstdenkmäler von Unterfranken & Aschaffenburg 24. Bezirksamt Aschaffenburg. Unveränderter Nachdruck der Ausgabe München 1927, München 1981, S. 46-63.

Ernst Schneider/Wolfgang Specht: Wallfahrtskirche Hessenthal. Kleine Kunstführer 663, 13. Auflage, Regensburg 2003.

 

weiterführende Links:

Burglandschaft Spessart und Odenwald

Europäischer Kulturweg "Unterm Herrnbild"

Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege

Pfarreiengemeinschaft Maria Regina im Spessart

Julius-Echter-Weg Mespelbrunn

Gemeinde Mespelbrunn

Weitere Bilder des Kirchenensembles auf spessartbilder.eu