Ringwall Altenburg
Am westlichen Rand des Spessarts, auf dem Schlossberg, genau auf der Gemarkungsgrenze zwischen Leidersbach und Sulzbach am Main, liegt die Altenburg. Die mandelförmige Befestigung ist 365 m lang und bis zu 180 m breit und wird von einem gut 700 m langen Doppelwall umschlossen. Besiedelt war sie in der Jungsteinzeit (um 4000 v.Chr.) und in der älteren Eisenzeit (um 600 v.Chr.). Die Besucher der Altenburg erwartet ein kleiner Geschichtspark mit vielseitigem Infoangebot und die Rekonstruktion der alten Wehrmauer.
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Geschichtspark
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Die Besucher erwartet auf der Altenburg ein Geschichtspark, der u.a. mit den Rekonstruktionen eines Pfostengebäudes und einer Pfostenschlitzmauer – beide nach eisenzeitlich-keltischem Vorbild – die damalige Lebensweise erlebbar macht. Betreut wird die Anlage von der „Arbeitsgemeinschaft Altenburg“, die sich aus der Gemeinde Leidersbach, dem Markt Sulzbach am Main, dem Heimat- und Geschichtsverein Leidersbach e.V. und dem Heimat- und Geschichtsverein Sulzbach e.V. zusammensetzt. Außerdem kann man die Altenburg und die umgebende Landschaft über die östliche Schleife des Kulturwegs „Rund um die Buchenmühle“ gut erwandern.
Die Anwesenheit von Menschen auf dem Schlossberg lässt sich rund 6000 Jahre zurückverfolgen. Doch der Ringwall war nicht dauerhaft besiedelt - das wäre absoluter Weltrekord - sondern nur phasenweise. Erscheinungsbild und Nutzungsart der Höhensiedlung unterschieden sich dabei. Nach aktuellem Forschungsstand lässt sich die Besiedlungsgeschichte der Altenburg in fünf Perioden gliedern:
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um 4000 v.Chr. (Jungsteinzeit): 'Michelsberger Kultur'
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Nur wenige Keramikscherben, ein Steinbeilfragment und eine Feuersteinklinge weisen nach, dass die Altenburg schon vor rund 6000 Jahren Menschen angezogen hat. Es ist wahrscheinlich, dass auch der Schlossberg bereits in dieser Epoche, dem Jungneolithikum (ca. 4400 - 3500 v.Chr.) befestigt war. Denn "Michelsberger Erdwerke", also große Befestigungen aus geschlossenen Ringen von Erdwällen und Gräben, sind in dieser Zeit sehr verbreitet. Nachgewiesen ist das für den Schlossberg bislang jedoch nicht. Auch Reste einer möglichen Innenbebauung sind bislang noch nicht aufgedeckt worden. Es also offen, ob die Altenburg in dieser Phase durchgehend besiedelt war oder nur als Fluchtburg in Gefahrensituationen aufgesucht wurde. Auch andere Szenarien, wie sporadische oder saisonale Nutzung, sind möglich.
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um 600 v.Chr. (Hallstattzeit): Pfostenschlitzmauer
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Der innere Wall ist älter als der äußere und stammt aus der älteren Eisenzeit. Vor rund 2600 Jahren war dieser Erdwall eine mächtige Mauer, die aus einer Sandsteinfront, einer Erdfüllung und einem stabilisierenden Holzrost bestand: eine sogenannte Pfostenschlitzmauer. Nach Ausweis der verkohlten Eichenhölzer ist die Konstruktion einem verheerenden Brand zum Opfer gefallen. Ihre 14C-Datierung ergab, dass die Bäume zwischen 750 und 450 v.Chr. gefällt worden sein müssen. Das mag zunächst nach einer sehr großen Zeitspanne klingen, ist aber üblich bei Radiocarbondatierungen. Die erste nachgewiesene Befestigung der Altenburg kann also nur grob dem frühkeltischen Kulturkreis zugeordnet werden. Wie lange sie bestand und ob es eventuell Vorgängerbauten gab, lässt sich nicht sagen. Mangels Untersuchungen ist von der Innenbebauung der Altenburg auch zu dieser Epoche nichts bekannt. Jedenfalls ist eine Befestigung dieser Größe - wie auch zur Jungsteinzeit - nur in einem Netzwerk mehrerer (Tal-)Siedlungen im Umfeld vorstellbar.
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ohne Datierung: Äußerer Wall
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Die dritte Besiedlungsphase der Altenburg ist bisher nur durch den äußeren Wall fassbar. Und dieser konnte mangels archäologischer Funde noch nicht mal datiert werden. Sicher ist lediglich, dass er nicht gleichzeitig mit der Pfostenschlitzmauer existierte, sondern später, denn er wurde auf ihren Trümmern errichtet. Das könnte bereits kurz nach der Zerstörung - also Mitte des ersten Jahrtausends vor der Zeitenwende - gewesen sein, aber auch rund 2000 Jahre später - im Mittelalter. Oder irgendwann dazwischen. Aus dem Innenraum der Altenburg sind keine Funde bekannt, die auf eine bestimmte Epoche hinweisen. Die Konstruktion des äußeren Walls war jedenfalls weniger aufwändig als die der Pfostenschlitzmauer. Offenbar bestand er nur aus Erde und Steinen. Letztere waren auf der Außenseite vermutlich als Trockenmauer aufgeschichtet und mit Erde hinterfüllt. Daraus resultiert wohl auch der schlechtere Erhaltungszustand des äußeren Walls. Außen war die Befestigung von einem umlaufenden, im Querschnitt V-förmigen Graben umschlossen.
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19. und frühes 20. Jh.: Steinbruch
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Im vorvergangenen und bis ins vergangene Jahrhundert hinein wurde das Gelände der Altenburg als Steinbruch genutzt. Artefakte aus dieser Zeit wie auch Schriftquellen sowie die zahlreichen Relikte von Schürflöchern zeugen davon.
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nach 1945: Truppenübungsplatz
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Laut Zeitzeugen war die US-Armee nach dem Zweiten Weltkrieg auf der Altenburg aktiv. Zahlreiche Funde von scharfer wie auch Übungsmunition, Patronenhülsen, Granatsplitter und Zeltheringe bestätigen ihre Nutzung als militärisches Trainingsgelände.
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Literatur und Links:
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Peter Endrich: Vor- und Frühgeschichte des bayerischen Untermaingebietes. Veröffentlichungen des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e.V. 4, Aschaffenburg 1961.
Heimat- und Geschichtsverein Sulzbach und Leidersbach/Harald Rosmanitz (Hg.): Die Altenburg zwischen Sulzbach und Leidersbach. Eine prähistorische Wallanlage zwischen Main und Spessart, Neustadt/Aisch 2012.
Gergely Kápolnási/Harald Rosmanitz: Die Altenburg – ein wenig erforschter Ringwall im Spessart.
In: Markus Marquart (Hg.): KeltenLand am Fluss. Die Kelten im Rhein-Main-Gebiet, Rahden/Westf. 2010, S. 65-68.Ian Ralston: Celtic Fortifications, Stroud 2006.
Susanne Reiter: Die beiden Michelsberger Anlagen von Bruchsal 'Aue' und 'Scheelkopf': Zwei ungleiche Nachbarn. Materialhefte zur Archäologie in Baden-Württemberg 65, Stuttgart 2005.
Klaus Schwarz: Die Altenburg, auch Sodenburg genannt.
In: Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern 8: Miltenberg, Amorbach, Obernburg, Aschaffenburg, Seligenstadt, Mainz 1967, S. 159-169.Ludwig Wamser: Abschluss der archäologischen Untersuchungen am Ringwall auf dem Bürgstadter Berg.
In: Das archäologische Jahr in Bayern 1988, Stuttgart 1989, S. 66-68.weiterführende Links:
Burglandschaft Spessart und Odenwald
Archäologisches Spessartprojekt
Europäischer Kulturweg "Rund um die Buchenmühle"