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Kloster Engelberg

3 Min. Fußweg
15 Min. zur Haltestelle
50 Min. zum Bahnhof

612 Stufen, die 'Engelsstaffeln', führen von Großheubach zum Engelberg, auf dem das gleichnamige Franziskanerkloster hoch über dem Main thront. Wer sie erklimmt - aber auch wer den Klosterparkplatz nutzt - wird unter anderem mit einem grandiosen Blick belohnt.

Die Ursprünge

Die Wurzeln des Klosters liegen im Dunkel der Geschichte. Der Ort soll bereits auf eine vorchristliche Kultstätte zurückgehen, wie die Legende von der 'Heunenschüssel' zu wissen glaubt. Dieser gewaltige Felsblock mit schüsselartiger Vertiefung befindet sich rund 1,5 km östlich auf dem Gipfel des Rulesbergs und diente - so die Legende - einst als heidnischer Kultplatz zur Anbetung Wotans.

Erstmals schriftlich erwähnt wird ein Gotteshaus auf dem Engelberg erst 1406, als der päpstliche Legat, Kardinal Julianus von Ostia, einen Ablass zur Reparatur und Instandhaltung einer bereits bestehenden aber baufälligen Marienkapelle am heutigen Standort genehmigte: „Die holdseligste Jungfrau, […] wird an gewissen Orten besonders verehrt, woraus die Gläubigen großen Nutzen für ihr Seelenheil ziehen. Wir wollen nun, dass die Kapelle in Monte Angelorum, genannt auf dem Engelberg, […] in geziemender Weise ausgebessert, hergerichtet und instand gehalten werde […]“. Der Ursprung dieser - womöglich hölzernen - Kapelle dürfte folglich mindestens mehrere Jahrzehnte ins frühe 14. Jahrhundert zurückreichen.

In der Marienkapelle des Klosters befindet sich eine hölzerne Marienstatue, die ebenfalls aus der Mitte des 14. Jahrhundert stammt. Es liegt nahe, in der thronenden Madonna mit Kind das ursprüngliche Gnadenbild der Wallfahrt zum Engelberg, auf die der Wortlaut der Urkunde von 1406 eindeutig hinweist, zu sehen. Tatsächlich ist die Figur jedoch erst seit 1701, als sie in der rechten Seitenkapelle aufgestellt wurde, nachweisbar. Wegen ihres zarten Lächelns wird sie auch 'die Mutter Gottes von der Freude' genannt. Ihr Schöpfer ist jedoch nicht bekannt und inzwischen steht dort eine Kopie. Das Original befindet sich seit ... WANN? ... WO?.

Geistlich betreut wurden die Wallfahrer zunächst vom Großheubacher Pfarrer. 1469 gründete sich außerdem eine Bruderschaft, die sich in der Organisation und Koordination der Wallfahrt engagierte.

Klostergründung

Angesichts zunehmender Zahlen von Wallfahrern berief 1630 der Mainzer Kurfürst und Erzbischof Anselm Casimir Wambold von Umstadt Kapuzinermönche auf den Engelberg und ließ ihnen - mitten im Dreißigjährigen Krieg - ein Kloster bauen. 1637 war der Wallfahrtsweg von Großheubach als Steintreppe, die Engelsstaffeln, ausgebaut. 1639 waren die Konventsgebäude vollendet und die vergrößerte Wallfahrtskirche eingewölbt. Dass die Klosterkirche dem Erzengel Michael, dem 'Patron der Gegenreformation', geweiht wurde, passt in die Zeit. Seine drei Meter hohe Sandsteinfigur über dem Kirchenportal wurde in in 1630er Jahren von Zacharias Juncker d. Ä. geschaffen und blickt aus einer Muschelnische auf Großheubach herab. Die überlebensgroße Statue wie auch das Kloster als Ganzes sind somit als politisches Statement der wieder erstarkten katholischen Partei nach dem Sieg gegen die protestantischen Schweden und ihrer Vertreibung aus Süddeutschland zu verstehen.

Die Kirche wurde im Laufe der Zeit mehrmals verlängert sowie durch den Bau der Antoniuskapelle 1697 und der Marienkapelle 1699 auf einen kreuzförmigen Grundriss erweitert. Obwohl das Kapuzinerkloster die Säkularisation von 1803 witgehend unbeschadet überstanden hatte, wurden die Mönche im Jahr 1828 auf Anordnung des bayerischen Königs Ludwig I. nach Aschaffenburg umgesiedelt. Kloster und Wallfahrtsseelsorge übernahmen die bis heute hier tätigen Franziskanerobservanten.

1840 wurde eine Gruftkapelle für die Fürsten von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg auf dem Klosterareal erbaut. Durch eine letzte Verlängerung der Kirche um 1899 und 1900 durch den Anbau der Votiv-, heute Beichtkapelle unter der Terrasse im Westen erhielt die Klosterkirche schließlich ihre aktuelle Gestalt.

Fürstengruft

Das Fürstenhaus Löwenstein-Wertheim-Rosenberg hat seinen Sitz seit dem frühen 18. Jahrhundert im gegenüber Großheubach und Engelberg auf der linken Mainseite gelegenen Kleinheubach. 1721 erwarb Fürst Dominik Marquard die Herrschaft Kleinheubach von den Grafen von Erbach und begann kurz darauf am Ortsrand mit dem Bau des prächtigen Barockschlosses nach dem Vorbild von Versailles. Da man von Schloss Kleinheubach einen direkten Blick auf den Engelberg hat, besteht seit dieser Zeit ein enges Verhältnis zum Kloster Engelberg. Denn im Gegensatz zur protestantischen Linie Löwenstein-Wertheim-Freudenberg, die ihren Sitz in Kreuzwertheim hat, ist die Linie Löwenstein-Wertheim-Rosenberg seit 1621 katholisch. Die Schlosskapelle wurde von den Engelberger Kapuzinern betreut und die Klosterkirche diente ab 1724 als Grablege der Fürstenfamilie.

Zu Schloss Löwenstein auf fabuly

1840 ließ Fürst Karl Thomas auf dem Klosterareal eine separate Gruftkapelle errichten, die seit 1845 bis heute als Familiengrablege dient. Hier ruhte auch der 1866 im löwensteinischen Jagdschloss Karlshöhe bei Bischbrunn im Spessart verstorbene König Miguel I. von Portugal für rund 100 Jahre.

Miguel I. war der letzte absolutistische König Portugals. Er musste abdanken und ins Exil gehen, nachdem er 1834 den sogenannten Miguelistenkrieg, einen Bürgerkrieg gegen seinen konstitutionell-liberalen Bruder Pedro IV. und dessen Tochter Maria II. verloren hatte. Da ihm eine finanzielle Abfindung gegen den Willen seines Bruders vom portugiesischen Parlament verweigert wurde, verzichtete er zeitlebens nicht auf seine Thronansprüche und konnte somit auch nicht aus dem Exil nach Portugal zurückkehren. 1967 wurden seine Gebeine nach Lissabon überführt und im Pantheon, der Grabkirche der portugiesischen Könige im Kloster São Vicente de Fora, beigesetzt.

Engelsstaffeln

Ein Wallfahrtsweg mit 612 Stufen aus rotem Sandstein, die so genannten Engelstaffeln oder Himmelsstiege, führt von Großheubach zur Klosterkirche St. Michael hinauf. Er wurde 1637 im Zuge der Klostergründung als Steintreppe ausgebaut und fortan durch private Stiftungen bedacht. So wurde er im 17. und 18. Jahrhundert um insgesamt fünf barocke Kapellen, zwei Bildsäulen mit Maria und Michael sowie ein Steinkruzifix an seinem Beginn ergänzt. 1899 kam die Votiv-/Beichtkapelle an seinem Ende in der Terrassenmauer direkt unterhalb des Kirchenportals hinzu. 1914 wurden 11 der insgesamt 14 Kreuzwegstationen in der Form barocker Epitaphien ersetzt. Bis in die Gegenwart ist Engelberg eine der bedeutendsten Wallfahrten in der Diözese Würzburg.

Literatur und Links

Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (Hg.): Die Kunstdenkmäler von Unterfranken & Aschaffenburg 28. Bezirksamt Miltenberg. Unveränderter Nachdruck der Ausgabe München 1917, München 1981, S. 128-135.

Helmut Castritius, Winfried Wackerfuß: Ein König am Rande des Odenwaldes. Dom Miguel I. von Portugal im Exil in der Mainregion.
In: Der Odenwald - Zeitschrift des Breuberg-Bundes 62 (2015), Heft 1, S. 3–20.

Otto Schmitt: Artikel 'Ablaß'.
In: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Band 1 (1933), S. 78-81. (Online: RDK Labor, 2022 [05.09.2023]

 

weiterführende Links

Burglandschaft Spessart und Odenwald

Haus der Bayerischen Geschichte

Franziskanerkloster Engelberg

Gastronomie Kloster Engelberg

Kloster - Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege

Engelsstaffeln - Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege