Die Fachwerkkapelle markiert den Ortskern Brückens. Foto: LAG Main4Eck
Das Innere der Kapelle ist sehr schlicht und hell gestaltet. Foto: LAG Main4Eck
Die Glocke im Dachreiter wurde 1910 gegossen und trägt die Aufschrift "Ave Maria gratia plena" - Gegrüßest seist Du Maria voll der Gnade. Foto: LAG MAin4Eck
Der Hl. Wendelin in seiner typischen Darstellung als Hirte - in der Tracht des 18. Jahrhunderts. Foto: LAG Main4Eck
Die Fachwerkkapelle markiert den Ortskern Brückens. Foto: LAG Main4Eck
Das Innere der Kapelle ist sehr schlicht und hell gestaltet. Foto: LAG Main4Eck
Die Glocke im Dachreiter wurde 1910 gegossen und trägt die Aufschrift "Ave Maria gratia plena" - Gegrüßest seist Du Maria voll der Gnade. Foto: LAG MAin4Eck
Der Hl. Wendelin in seiner typischen Darstellung als Hirte - in der Tracht des 18. Jahrhunderts. Foto: LAG Main4Eck

St. Wendelin Brücken

1 Min. Fußweg
2 Min. zur Haltestelle
7 Min. zum Bahnhof

Die kleine Fachwerkkapelle in Brücken bildet das Zentrum des beschaulichen Ortes. Anlass für ihre Erbauung im 18. Jahrhundert war eine im Kahlgrund grassierende Viehseuche. Sie wurde dem Patron der Hirten, Bauern, Landarbeiter und Tagelöhner, dem Hl. Wendelin, geweiht. Mehrere Sanierungsmaßnahmen im 20. Jahrhundert haben das Baudenkmal vor dem Verfall gerettet und sein Weiterbestehen als Andachtstätte gesichert.

Die 'Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern, Regierungsbezirk Unterfranken & Aschaffenburg Band 26, Bezirksamt Alzenau' von 1916 bemerken zur Wendelinskapelle knapp und sachlich: "Einfacher rechteckiger Bau des 18. Jahrhunderts mit Dachreiter. Innen Flachdecke. Einrichtung unbedeutend."

Der Heilige Wendelin

Wendelin - oder Wendalinus - wird mindestens seit dem 10. Jahrhundert verehrt und gilt als Nothelfer und Schutzpatron der Hirten, Schäfer und Bauern sowie der Herden, des Viehs und der Ernte. Ausgehend von der nach ihm benannten saarländischen Stadt St. Wendel verbreitete sich seine Verehrung in weite Teile Lothringens, Süddeutschlands und der Schweiz. Gewirkt hatte er in den Jahrzehnten um 600 in der Saar-Mosel-Region. Wahrscheinlich war er ein irischer oder schottischer Mönch, der als Missionar aufs Festland kam, wie viele seiner Glaubensbrüder in dieser Zeit. Aufgrund der sprachlichen Nähe des Namens wird seine familiäre Herkunft im Umfeld der Adelsfamilie Ó Fionnalláin, Häuplinge eines Stammesfürstentums im Gebiet um die zentralirische Stadt Delvin, vermutet.

Drei im 14. und 15. Jahrhundert verfasste Heiligenlegenden schildern verschiedene Versionen, wie der adelige Sprössling - laut einer Legende sogar ein Königssohn - nach Trier kam, zum Hirten wurde und bei seiner Aufgabe wundersame Taten vollbrachte. Dort, wo später die Stadt St. Wendel gegründet wurde, soll er zunächst eine Einsiedelei errichtet und als Prediger sowie Helfer bei Krankheiten von Mensch wie Tier gewirkt haben. Um ihn bildete sich eine klosterähnliche Laiengruppe und schließlich wurde er von den Mönchen des nahegelegenen Klosters Tholey zum Abt gewählt - ohne jemals selbst die Priesterweihe erhalten zu haben. Wahrscheinlich 617 starb er in Tholey, wurde jedoch nicht dort, sondern am Ort seiner einstigen Einsiedelei bestattet. Bis zum 10. Jahrhundert war um seine Grabkapelle eine Siedlung entstanden, die sich wohl wegen der wachsenden Popularität des Heiligen im 11. Jahrhundert in 'St. Wendel' umbenannte und 1332 Stadtrechte erhielt. Umgehend wurde von der jungen Stadt mit dem Bau einer großen Wallfahrtskirche, der Wendelinsbasilika, begonnen, wohin die Gebeine 1360 überführt wurden.

Nach einem Einbruch der Pilgerströme im Zuge der Reformation im 16. Jahrhundert, erlebten Wendlinusverehrung und -wallfahrt im 18. und 19. Jahrhundert eine erneute Blüte. In der Regel wird Wendelin als Hirte mit einem Hirtenstab bzw. einer Hirtenschaufel dargestellt, nur selten als Pilger oder Abt. Die Wurzel seiner Verehrung als Schutzheiliger des Viehs und der Ernte, gegen Krankheiten und für Fruchtbarkeit könnte durchaus in einem besonderen Wissen und Geschick im Umgang mit Tieren liegen. Heutzutage wird Wendelin mitunter auch als Patron für Natur- und Umweltschutz verehrt.

Literatur und Links

Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (Hg.): Die Kunstdenkmäler von Unterfranken & Aschaffenburg 26. Bezirksamt Alzenau. Unveränderter Nachdruck der Ausgabe München 1916, München 1981, S. 24.

 

weiterführende Links:

Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege

Ökumenisches Heiligenlexikon

Der Europäische Kulturweg 'Vom Ringwall zum Landsitz' führt an den nur gut einen Kilometer nordwestlich gelegenen Dörsthöfen vorbei.