Der größte Teil von St. Maria Magdalena stammt aus dem 20. Jahrhundert. © Burglandschaft
Lediglich der nach Osten zur Straße hin orientierte Teil ist barock. © Burglandschaft
Älteste erhaltene Bauteile sind die Reste der Kirchhofmauer. © Burglandschaft
Heute weit und licht - in nichts vergleichbar mit dem Kirchlein, das hier bis vor rund 300 Jahren stand. © Burglandschaft
Der befestigte Kirchhof war seit dem Spätmittelalter Rückzugsort für die Bevölkerung. © Burglandschaft
Der größte Teil von St. Maria Magdalena stammt aus dem 20. Jahrhundert. © Burglandschaft
Lediglich der nach Osten zur Straße hin orientierte Teil ist barock. © Burglandschaft
Älteste erhaltene Bauteile sind die Reste der Kirchhofmauer. © Burglandschaft
Heute weit und licht - in nichts vergleichbar mit dem Kirchlein, das hier bis vor rund 300 Jahren stand. © Burglandschaft
Der befestigte Kirchhof war seit dem Spätmittelalter Rückzugsort für die Bevölkerung. © Burglandschaft

St. Maria Magdalena Trennfurt

1 Min. Fußweg
13 Min. zur Haltestelle
8 Min. zum Bahnhof

Ein Gotteshaus mit bewegter Geschichte: mittelalterliche Wehrkirche - barocker Neubau - Erweiterung in den 1950er Jahren - Blitzschlag - Wiederaufbau. Von dem einst befestigten Kirchhof zeugen Reste der ehemaligen Ringmauer mit Wehrgang und Schießscharten. Seit dem 18. Jahrhundert liegen nicht Chor und Altar im Osten, sondern Turm und Eingangsportal. Das Gebäude ist genau anders herum ausgerichtet als es üblich war und ist.

Die Anfänge der Kirche

Die Trennfurter Kirche wird im Jahr 1343 erstmals, aber nur beiläufig, erwähnt: Einer Verkaufsurkunde nennt zur Lagebeschreibung des veräußerten Ackers auch dessen Nachbargrundstücke - eines davon im Besitz der 'Kirche zu Dribenfurt'. Es ist anzunehmen, dass diese auch damals schon der Hl. Maria Magdalena geweiht war. Die erste bekannte Ewähnung des Dorfs Trennfurt ist dagegen einige Jahrzehnte älter: Im sogenannten Mainzer Koppelfutterverzeichnis, einer wohl zwischen 1278 und 1284 erstellten Liste der fälligen Haferabgaben aller Dörfer in den drei Gerichtsbezirken um Aschaffenburg - Zent Aschaffenburg (Vorspessart), Zent jenseits des Mains (Bachgau) und Zent zur Eich (Südwestspessart), ist auch 'Tribenfurt' enthalten. Es ist nicht nur denkbar, sogar wahrscheinlich, dass die Trennfurter Kirche bereits im 13. Jahrhundert existierte.

Der Name 'Tribunfurt' taucht schon wesentlich früher auf, in einem Zinsregister der Abtei Seligenstadt aus dem späten 10. und 11. Jahrhundert. Die Identifikation als Trennfurt am Main ist hier allerdings nicht ganz sicher. Und selbst wenn, gibt es keine Anhaltspunkte, dass der Ort schon zu dieser Zeit über eine eigene Kirche verfügte, zumal er keine Pfarrei war. Seit Beginn der Aufzeichnungen im 13. Jahrhundert gehörte Trennfurt zur Pfarrei Wörth. Ein Kirchweg von rund 3 Kilometer Länge, wie ins benachbarte Wörth, war nach damaligen Maßstäben nicht einmal weit. Es ist daher anzunehmen, dass St. Maria Magdalena erst deutlich nach der Entstehung des Ortes gegründet worden ist, augenscheinlich als Filialkirche von Wörth.

Eine Wehrkirche

Das heutige Gebäude besitzt keine Bauteile mehr aus der Gründungszeit der Kirche. Doch glücklicherweise wurden Grund- und Aufriss der alten Kirche vor deren Abriss im 18. Jahrhundertaus in einer ungelenken Zeichnung festgehalten. Dieses vermeintlich mittelalterliche Kirchlein war nur etwa 14 m lang und 6 m breit. Auf der einen Seite der Kirchenachse, vermutlich im Westen, befand sich ein dreigeschossiger Turm, dessen zweites Obergeschoss aus einer augenscheinlich jüngeren Fachwerkkonstruktion bestand. Der Haupteingang dürfte durch dessen Erdgeschoss geführt haben. Der gedrungene rechteckige Saal im Zentrum verfügte über ein Seitenportal und hoch gelegene Fenster, scheinbar mit profilierten Spitzbogengewänden. Auf der anderen Seite - wohl Osten - befand sich ein eingezogener rechteckiger Chor mit dem Hauptaltar. Seitlich daran schloss eine Sakristei an.

Die kleine und schlichte Kirche macht einen recht archaischen Eindruck, der für einen spätmittelalterlichen, vielleicht sogar älteren Baukörper spricht. Offenbar nachträglich hinzugefügte Elemente, wie das obere Turmgeschoss oder die Sakristei, weisen zudem auf eine längere Nutzungszeit des Kirchleins hin. Es könnte sich also durchaus um das 1343 bezeugte Gotteshaus handeln. Es könnte aber auch ein Vorgängerbau existiert haben, auf den sich die frühen Quellen beziehen.

Die ältesten obertägig erhalten Bauteile sind Reste einer spätmittelalterlichen Ringmauer im Süden und Norden des Kirchhofareals. Sie weisen die Anlage als Wehrkirche aus. Einfache schlitzförmige Schießscharten und ein umlaufender Wehrgang, dessen nach außen vorkragende Brustwehr von einem Rundbogenfries getragen wurde, verliehen der Befestigung ein Mindestmaß an Wehrhaftigkeit. Ob sie Zinnen trug, ist unbekannt. Bis vor rund 100 Jahren war der Kirchhof noch komplett von dem Mauerring umschlossen.

Die Ereignisgeschichte des 14./15. und vor allem des 16./17. Jahrhunderts bietet etliche Anlässe, die den Schutz einer Wehrkirche erforderlich machten - von den Süddeutschen Städtekriegen und das eskalierende Fehdewesen - einschließlich des 'Raubrittertums', über Bauernkrieg und Zweiten Markgrafenkrieg bis hin zu Dreißigjährigem Krieg und Pfälzischem Erbfolgekrieg. Doch die einzige überlieferte 'Anwendung' der Befestigung 1684 ist ausgerechnet ein Streit mit ihrem eigenen - dem Wörther - Pfarrer, Ferdinand Borzi. Dieser hatte versucht, verschiedenen Anmaßungen der Trennfurter, die die Pfarrhoheit der Wörther Kirche nicht anerkennen wollten, entgegenzuwirken. Dafür schlossen ihn die Trennfurter wortwörtlich aus, indem sie die Kirchenschlüssel an sich nahmen und dem Pfarrer den Zugang zu seiner Filiale verweigerten. Der Fall ging bis vor den Erzbischof und endete mit einer Geldstrafe für die aufmüpfigen Trennfurter. Ein weiteres mal sollten die Trennfurter vergeblich versuchen, sich aus der Pfarrei Wörth zu lösen: 1815, wenige Jahre nachdem das Untermaingebiet infolge der napoleonischen Umbrüche an das Großherzogtum Hessen-Darmstadt gefallen war. Erst 1923 wurde der Traum einer eigenen Pfarrei Wirklichkeit.

Neubau im 18. Jahrhundert

1751 war den Trennfurtern ihr Gotteshaus zu klein geworden, sodass sie einen Neubau auf eigene Kosten anstrebten. Unvorstellbar, wie die mehrere Hundert Köpfe zählende Gemeinde in dem knapp 30 m² großen Hauptschiff Platz finden sollte. Offizielle Stellen bestätigten zudem die Baufälligkeit der bestehenden Kirche. Der Klingenberger Amtmann Franz Lothar von Mairhofen ließ zur Dokumentation die erwähnte Zeichnung von ihr anfertigen. Schließlich erhielt der Miltenberger Baumeister Johann Martin Schmitt noch im gleichen Jahr den Auftrag für das Neubauprojekt. 1752 begannen die Bauarbeiten, denen die 1732 von ihm errichtete Pfarrkirche in Fechenbach als Vorlage diente. Nach gut dreijähriger Bauzeit konnte der barocke Neubau eingeweiht werden. Der dreigeschossige Glockenturm mit doppelter Zwiebelhaube und die beiden anschließenden Joche des Langhauses, also der östliche Teil von St. Maria Magdalena, gehören zu dieser barocken Bauphase.

Im Inneren des Turms ist heute ein römischer Altar aus dem Jahr 212 n.Chr. eingemauert. Ein Kommando der in Mainz stationierten 22. Legion, das zur Holzbeschaffung hierher abkommandiert war, weihte den Votivstein den Gottheiten Jupiter ("Göttervater", oft mit Eichen symbolisiert), Silvanus (Gott des Waldes) und Diana (Göttin der Jagd). Er soll 1751 in Trennfurt gefunden worden sein, vermutlich im Umfeld eines römischen Limeskastells, das rund 200 Meter nördlich des Ortskerns lag. In den Eingangsbereich der Kirche gelangte er jedoch erst im Laufe des 20. Jahrhunderts.

Jüngere Baugeschichte

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts fanden mehrere Erweiterungen und Sanierungen der Kirche bzw. einzelner Bauteile statt:

  • 1950/51: Der westliche Teil der barocken Kirche, bestehend aus dem eingezogenen, außen polygonalen und innen halbrunden Chor und den daran anschließenden Langhausjochen, wird abgerissen und durch ein größeres Kirchenschiff in Form eines verlängerten Achtecks sowie einen eingezogenen, polygonalen Chor mit Sakristei ersetzt.
  • 1975: Infolge eines Blitzschlags wird St. Maria Magdalena bis auf die Außenmauern zerstört und muss wieder aufgebaut werden.
  • 1986: Trockenlegung und Sanierung des Turmes
  • 1988: Reparatur des Kirchendachs
  • 1990: Innenrenovierung der Kirche

Literatur und Links

Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (Hg.): Die Kunstdenkmäler von Unterfranken & Aschaffenburg 20. Bezirksamt Obernburg. Unveränderter Nachdruck der Ausgabe München 1925, München 1982, S. 138-139.

Wolfram Becher: Aus Trennfurts Siedlungsgeschichte.
In: Stadt Klingenberg (Hg.): Chronik der Stadt Klingenberg Band 1, Kingenberg 1994, S. 219–235.

Dieter Michael Feineis: Katholische Kirchen in Klingenberg.
In: Stadt Klingenberg (Hg.): Chronik der Stadt Klingenberg Band 1, Kingenberg 1994, S. 235–298.

Hans-Bernd Spies: "Copelfutir" - das mainzische Koppelfutterverzeichnis für den Raum Aschaffenburg.
In: Mitteilungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg 8 (2005/07), S. 53-96.

 

weiterführende Links:

Burglandschaft Spessart und Odenwald

Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege

Europäischer Kulturweg "Vom Ton, Steinen und Scherben"

Stadt Klingenberg

Pfarreiengemeinschaft Johannes Nepomuk