Brunnenstube
Erbaut wurde die Brunnenstube 1525 für die Wasserleitung des ersten Aschaffenburger Schlosses. Kardinal Albrecht von Brandenburg gab als Kurfürst von Mainz den Auftrag. Eine Quelle auf der Gemarkung Haibach wurde gefasst und das Quellwasser in ein Gebäude, die Brunnenstube, eingeleitet.
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Was ist die Brunnenstube?
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Die Brunnenstube ist ein überbautes Absetzbecken, Sarg genannt, in dem sich schwere Teile im Wasser absetzen können. Im Sandfilter wurden die Schwebteile aus dem Wasser gefiltert.
Nachdem das Wasser das Becken oder den Sarg passiert hatte, konnte es in Röhren (Holzröhren, Steinquaderröhren und Hafnerröhren/Tonröhren) über den Kühruhgraben in Richtung Aschaffenburg fließen und dort das Schloss mit frischem Trinkwasser versorgen. Bis zum Schloss gab es 18 solcher Brunnenstuben.
Die Wasserleitung wurde 1525 in Betrieb genommen und bis 1931 betrieben. Der artesische Brunnen im Magnolienhain im Schöntal wurde noch lange Jahre weiter gespeist.
Von den Ruhebänken an der Brunnenstube hat man einen herrlichen Blick auf die Stadt in Richtung Schloss. Das Wasser läuft heute ins Freie und suchte sich seinen Weg als kleiner Bach in Richtung Aschaffenburg.
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Geschichte
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Unter Kurfürst Hans Schweickard von Kronberg wurde in den Jahren 1605-1614 das neue Aschaffenburger Schloss erbaut. In diesem Zusammenhang wurde auch die seit 1525 bestehende Hofwasserleitung erweitert und dazu die alte Quelle am Haibacher Berg neu umfasst und noch eine vor dem Büchelberg entspringende Quelle beigezogen.
Als im Jahre 1868/69 die Bahnlinie Aschaffenburg-Miltenberg gebaut und in Betrieb genommen wurde, mag die alte Wasserleitung bei der Festlegung der Höhenlage eine wesentliche Rolle gespielt haben. Über einen Zeitraum von mehr als 131 Jahren wurde die Hofwasserleitung unter einem eisernen Steg über die Bahnlinie geführt. Wegen der Wasserleitung wurde das Niveau dieser Strecke so weit abgetieft, wie wir es heute vor uns haben und dessen Verlauf die Ringstraße folgt.
Dieser Steg wurde erst im Jahre 2000 im Rahmen des Ringstraßenneubaues abgerissen. Im Bereich des Schöntals wurden im 19. Jahrhundert Gemüsegärten bewässert.
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Wiederherstellung der Brunnenstube
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Die Brunnenstube wurde in den 1960-er Jahren durch das Abladen von Bauschutt zugedeckt. Als man sie in den 1990-er Jahren wieder fand, ragte nur noch ein kleines Stück aus dem Boden heraus. Das gesamte Umfeld war von Gebüsch überwuchert, die Anlage als solches nicht mehr erkennbar.
Das Engagement des Heimat- und Geschichtsvereins ermöglichte den Plan und die Ausführung zur Freilegung sowie der Wiederherstellung der Brunnenstube. Es gelang dem Geschichtsverein, Gemeinde, Stadt, Bevölkerung, Behörden und Wirtschaft einzubeziehen. So war es möglich, dieses wertvolle Zeugnis der frühneuzeitlichen Technikgeschichte zu retten und wiederherzustellen.